Waldspirale in Darmstadt: „Das Haus der Schönheitshindernisse“

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Seit 16 Jahren steht in einer Seitenstraße im Norden Darmstadts die Waldspirale. Entworfen wurde sie vom Architekten Friedensreich Hundertwasser, der zu seinem Werk sagte: „Es ist das Haus der Schönheitshindernisse. Von wo auch immer man es betrachtet, die vielfältigen Überschneidungen ergeben wohltuende Perspektiven.“

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Die Waldspirale wurde innerhalb von nur 18 Monaten errichtet. Ihre Fassade sieht aus, als wäre sie von Kinderhänden gemalt. Die unterschiedlichen Linien und Farben repräsentieren die Erdschichten, die sich unter dem gigantischen Kunstwerk verbergen.

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Jede Ecke unterscheidet sich von der nächsten. Immer wieder tauchen kleine Unikate an den Außenwänden auf, so wie diese Fließe. Die 1864 gegründete Bauverein AG plante die Gestaltung des ehemaligen Schlachthofs, auf dessen Gelände heute die Waldspirale steht.

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Seit elf Jahren bewohnt John Dew eine Wohnung im sechsten Stock. Dass er im Hundertwasserhaus landete, war purer Zufall. Mittlerweile kann der Opernregisseur sich kaum noch vorstellen, wieder auszuziehen: „Man hat die Illusion, in etwas Handgemachten zu leben.“

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Über den Dächern von Darmstadt besitzt John einen eigenen Pflanzenwald, der von einem berühmten Komponisten und Künstler (Statue links im Bild) überwacht wird: „Das ist Richard Wagner. Der dirigiert gerade seinen Zaubergarten“, so John.

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Viele der 105 Wohnungen in der Waldspirale haben ungewöhnliche Grundrisse: Kreisrunde Wandnischen, spitz zulaufende Mauern oder eben eine Säule mitten im Wohnzimmer, wie bei John. In jeder Wohnung, die der Brite bisher betrat, entdeckte er ein Kunstwerk: „Eine bunte Scherbe, ein ungewöhnliches Fenster oder, wie bei mir, eine Säule.“

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Hundertwasser zog seine Inspiration stets aus dem Grünen. „Paradiese kann man nur selber machen, mit eigener Kreativität, in Harmonie mit der freien Kreativität der Natur“, sagte der Architekt. In Anlehnung daran sind die Pflastersteine im Durchgang der Waldspirale wellenförmig angeordnet. In den beiden Innenhöfen, die nur für Anwohner zugängig sind, wuchern Bäume, Blumen und Sträucher.

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Auch ein Bachlauf und ein tiefgrüner Tümpel befinden sich auf dem Areal. Seit einigen Jahren hat es sich hier eine Entenfamilie gemütlich gemacht.

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Als „gottlos“ und „unschöpferisch“ bezeichnete Hundertwasser die gerade Linie. Wer genau hinschaut, findet auch in der Waldspirale hier und da rechte Winkel, aber weitestgehend wurde darauf verzichtet. Selbst das obige Mosaik entstand auf „natürlichem“ Wege: Keramikplatten wurden auf dem Boden zerschlagen und die dabei entstandenen Bruchstücke aneinandergesetzt.

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1048 Fenster zieren die Fassade der Waldspirale, jedes von ihnen ist einzigartig. Ob Form, Größe oder Rahmen: Ein Gestaltungsraster gibt es nicht. Kein Fenster gleicht dem anderen.

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Mit einem Mosaik wurde Friedensreich Hundertwasser an der Waldspirale verewigt. Die Bewunderung seines Kunstwerks war ihm nicht mehr vergönnt: Er starb im Frühjahr 2000, wenige Monate vor der Fertigstellung des Projekts.

Interessierte können die Waldspirale auf eigene Faust erkunden. Außerdem bietet die Stadt Darmstadt in unregelmäßigen Abständen Führungen an. Die Termine können hier abgerufen werden.

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