4 – Route 66 von Kingman nach Seligman
Eine einsame Straße, die die kargen Hügel durchzieht. Die Sonne verbrennt die Gräser zu Stroh. Das Radio spielt Fleetwood Mac und Johnny Cash. Zwischen Kingman und Seligman im Westen Arizonas ist die Route 66 noch urtümlich.
Ein Güterzug mit weit über 100 Containern rattert neben mir über die Gleise, die parallel zur Straße verlaufen. Drei Loks sind dem Zug vorgespannt. Wie viel Kraft sie haben müssen, um die vielen Tonnen Gewicht zu ziehen!
Hackberry, eine Ortschaft an der Route 66. Hinter der Ausfahrt ist ein Roadstop. Das Skelett eines Rinderkopfs hängt an der Einfahrt. Ein Windrad quietscht. Alte Emaille-Schilder, der Lack schon abgeblättert, werben für Rasierseife und Coca Cola.
Auf dem Hinterhof stehen ein Dutzend alte Wägen. Chrysler, Fords, Desotos, Chevys. Die Reifen sind platt, die Scheiben zersplittert. „Die meisten von denen stehen seit 60 Jahren hier“, sagt Joyce. Mit ihrem faltigen Lachen steht sie im Roadstop hinter der Theke. „Ein paar waren schon immer da, aber irgendwann haben die Leute ihre Wägen aus dem ganzen Land angekarrt. Manche sind sogar aus Chicago oder Washington gekommen.“
Während ich einige Fotos schieße, kommt ein Kater angetapst und scharwenzelt um meine Beine. Er schmiegt seine Pfoten um das Handgelenk und streckt den Kopf in die Höhe, weil er am Hals gekrault werden will. Wer kann so ein Angebot schon ausschlagen?
Der Roadstop selbst sieht genauso urtümlich aus wie die alten Wägen. An der Decke hängen hunderte Nummernschilder, an der Wand Bilder von Marilyn Monroe und James Dean. „A blast from the past“, nennt Joyce den Laden, ein Stück Amerika aus den Fünfzigern. Den Roadstop gibt es sogar schon seit 1934. Als vor einem halben Jahrhundert parallel zur Route 66 die Interstate-40 zwischen Flagstaff und Kingman errichtet wurde, blieben die Kunden zunächst weg. 1974 schlossen das Diner und die Tankstelle.
Heute ist die Route 66 ein Mythos und Kulturgeschichte. Der Roadstop wird zum Ziel von Touristen und Nostalgikern aus aller Welt. „Wir sind einer der wenigen Läden, die noch genauso aussehen wie früher“, sagt Joyce. „Deshalb kommen alle zu uns.“
Einige Meilen weiter in Seligman. Bunte Neonreklame umrahmt die Straße, überall das schwarz-weiße Logo der Route 66. Die Locals messen sich im Hufeisen-Genauigkeitswurf. Das funktioniert fast wie Boule, nur eben mit mit anderem Material. Zwei Zweierteams treten gegeneinander an und schmeißen die Eisen in Richtung einer rund zehn Meter entfernten Eisenstange. Entweder es landet im Staub – Kopfschütteln – oder das Hufeisen trifft mit einem kernigen Klonk die Stange – Abklatschen, und ein Schluck Bier hinterher.
Nach Seligman wird die Route 66 wieder ruhiger, hier stehen kaum noch Häuser. Eichhörnchen hoppeln über den Asphalt und gucken gelangweilt in die Prärie.
Alle paar Meilen taucht neben der Straße Werbung für Burma Shave auf. Jeweils fünf Schilder, im Abstand von 50 Metern werben sie mit knackigen Vierzeilern für eine umsichtige Fahrweise – und für Rasierseife. Kostprobe gefällig?
Don’t lose your head
to save a minute
you need your head
your brains are in it.
Burma Shave
Nach jedem Gedicht freue ich mich schon auf das nächste.
Although insured
remember kiddo
they don’t pay you
they pay your widow.
Burma Shave
15 Meilen hinter Seligman ist der Spaß vorbei. Der Güterzug wird langsamer und biegt nach Norden ab, mein Weg führt zurück auf die Interstate-40. Aus der geschichtsträchtigen Route 66 wird wieder eine ganz normale Landstraße.
5 – Invasive squirrel in Grand Canyon
The Grand Canyon is way too big to convey it’s vastness in pictures. I didn’t make a single shot I’m happy with. Instead, I met an invasive squirrel. It was out for my food. If you take a break and don’t look out for your backpack, you might find a hole in it when you come back.
Gladly, the squirrel only got my strawberry-leftovers. It nibbled at them whilst looking at the sun rising over the Grand Canyon.
6 – Horseshoe Bend
Next to the small town of Page, the Colorado river makes a bend that looks like a horseshoe.
7 – Neugierige Tiere
Über das aufdringliche Eichhörnchen habe ich bereits berichtet. Es ist nicht das einzige Tier, das sich hier anders verhält als bei uns. An meinem ersten Roadtrip-Tag bin ich über einen Parkplatz gedüst, direkt an einem Bock vorbei, und es hat ihn nicht interessiert. Ich bin ausgestiegen, und es hat ihn immer noch nicht interessiert. Erst, als ich bis auf ein paar Meter an ihn herangelaufen war, ist er den Berg hinauf gekraxelt.
Entlang des Highway 12, der mitten durch den Dixie National Forest führt, sehe ich immer wieder Rehe im Wald stehen. Doch anstatt abzuhauen, wenn ich im Schritttempo vorbeifahre, mampfen sie einfach ihr Gras weiter und glotzen mich genauso neugierig an wie ich sie.
Außerdem stehen hier massenweise Kühe auf und neben der Straße, die auch Gras mampfen und neugierig glotzen, aber das machen sie bei uns ja auch.
Der bisherige Höhepunkt war ein Elch, der direkt vor meinem Auto auf die Straße marschiert ist. Dann hat er sich stolz präsentiert. Erst als ein dicker Bus angerauscht kam, hat er sich umgedreht und ist zurück in den Wald gejoggt.
Nur die winzigen Backenhörnchen, die wetzen immer viel zu schnell über den Weg und sind schon längst über alle Berge, wenn ich meine Kamera endlich vorm Gesicht habe.
USA-Roadtrip Teil 1: Dekadenz, Elend und Poker in Las Vegas
USA-Roadtrip Teil 3: Freiheit.
USA-Roadtrip Teil 4: Hiking in Zion and Yosemite National Parks
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